Ambulante Hilfen
Ambulantes Clearing
Ambulantes Clearing ist ein Kurzzeitangebot für Jugendämter bei Fallgestaltungen, in denen aufgrund ihrer Komplexität eine fachliche Einschätzung zur Entscheidung über eine passgenaue Hilfeform erschwert ist und gleichzeitig akuter Handlungs- bzw. Hilfebedarf besteht.
Im Wesentlichen unterscheiden sich zwei Arten der Fallgestaltung, für die das Ambulante Clearing in Frage kommt:
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Familien, die dem Jugendamt erstmalig bekannt werden und aufgrund ihrer Komplexität eine fachlich fundierte Einschätzung des konkreten Hilfebedarfs erschweren, da für diese zunächst eine eingehende Analyse des Familiensystems notwendig wäre. Hier kann das ambulante Clearing zeitnah aufgrund umfassender Diagnoseverfahren Hilfestellung bei der Klärung des Hilfebedarfs bieten.
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Familien, die schon seit längerem Kontakt mit dem Jugendamt haben und möglicherweise schon an verschiedenen Jugendhilfemaßnahmen teilgenommen haben, hier der erwartete Erfolg der Maßnahmen aber bisher ausgeblieben ist. Ambulantes Clearing kann hier bei der Suche nach hilfreichen und tragfähigen Lösungsmöglichkeiten bzw. entsprechenden Hilfeformen einen entscheidenden Beitrag leisten.
Der Auftrag ist zeitlich begrenzt auf maximal 3 Monate.
Begleiteter Umgang
Begleiteter Umgang ist eine Form der Unterstützung und Förderung des Kontaktes zwischen Kind und nicht mit ihm zusammenlebenden Bezugspersonen wie z.B. Vater, Mutter, Geschwister, Großeltern oder sozialen Eltern (Beteiligte).
Begleiteter Umgang ist sinnvoll bei hohem Konfliktpotential der Beteiligten, Loyalitätskonflikten des Kindes, Erstanbahnung des Kontaktes zwischen Kind und einem Beteiligten, Elternentfremdung und starken physischen oder psychischen Beeinträchtigungen eines oder mehrerer Beteiligter.
Während des Begleiteten Umgangs unterstützt die Fachkraft die Anbahnung und Entwicklung positiver förderlicher Kontakte zwischen Kind und Beteiligten. Gemeinsame Gespräche der Beteiligten, z.B. Mutter und Vater, im Beisein eine*r Berater*in sind in der Regel sinnvoll und notwendig, um zu einer Verselbstständigung der Umgangskontakte zu kommen.
Der Begleitete Umgang kann auch in Form einer begleiteten Übergabe stattfinden. Dies ist in der Regel bei aktuell sehr konfliktreichen Fällen sinnvoll. Die Fachkraft übernimmt in diesen Fällen nur das Abholen und Bringen des Kindes oder ist bei der Übergabe des Kindes direkt anwesend.
Erziehungsbeistandschaft
Erziehungsbeistandschaft ist ein ambulantes Betreuungsangebot für Kinder und Jugendliche. Sie bietet bei Problemen in der Schule, in der Familie oder im sozialen Umfeld Unterstützung, Begleitung und Orientierung an.
Die Erziehungsbeistandschaft unterstützt Kinder und Jugendliche bei der Bewältigung von Entwicklungsproblemen, bei der Erarbeitung und Durchsetzung von eigenen Interessen/Anliegen und/oder im Rahmen der Verselbständigung.
Der Erziehungsbeistand arbeitet in erster Linie parteilich für das Kind oder den Jugendlichen, bezieht jedoch die Eltern und alle weiteren Beteiligten des Familiensystems in die Arbeit mit ein.
Flexible Einzelbetreuung
Bei dieser Form der Betreuung handelt es sich um die individuelle Unterstützung einzelner Kinder, Jugendlicher oder junger Erwachsener. Sie erhalten eine Unterstützung in vielfältigen Lebenslagen, u.a. auch bei schulischen und/oder beruflichen Schwierigkeiten. Sie erhalten einen festen Ansprechpartner und Bezugspunkt.
Die flexible Einzelbetreuung bietet den jungen Menschen einen beraterischen Rahmen sich selbst, ihre Gefühlswelt, Sorgen und Nöte wertfrei in den Blick zu nehmen und zu reflektieren. Zudem kann eine solche Betreuung durch ein beziehungsförderndes freizeitpädagogisches Angebot ergänzt werden.
Das Angebot richtet sich an junge Menschen mit individuellen und/oder familiären Problemen, die sich mit ihrer aktuellen Situation überfordert fühlen.
Die Flexible Einzelbetreuung kann dabei für junge Menschen in Familien, in eigenen Wohnungen, aber auch für solche hilfreich sein, die ihren Lebensmittelpunkt noch suchen.
Sie eignet sich auch als Anschlussmaßnahme an stationäre Jugendhilfemaßnahmen, wie z.B. der Mobilen Betreuung, um nach einer solchen eine Ablösung vom Jugendhilfesystem zu begleiten.
Geschlechtsspezifische Tätergruppen
Wir bieten ein geschlechtsspezifisches Gruppenangebot für Jugendliche und Erwachsene an, die in der Vergangenheit gewalttätig, grenzüberschreitend oder bedrohlich in Erscheinung getreten sind.
Die Gruppengröße ist auf bis zu 16 Teilnehmer ausgerichtet. Wir arbeiten sozialisationsorientiert in reinen Männer- oder Frauengruppen.
Die Teilnahme ist freiwillig, aber verbindlich. Alle Gruppen werden von zwei ausgebildeten Gewaltberatern durchgeführt.
Das täterspezifische Angebot verfügt über acht inhaltliche Themenbausteine:
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Modul: Individuelles Motivationsgespräch. Teilnehmer und Anbieter entscheiden gemeinsam über die Teilnahme an der Gruppe.
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Modul: Sozialisation
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Modul: Kommunikation und Kontakt
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Modul: Grenzen
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Modul: Eskalation/Deeskalation
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Modul: Krise
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Modul: Gewaltkreislauf
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Modul: Prozessreflexion und Abschied.
Räumlichkeiten können auf Wunsch zur Verfügung gestellt werden oder wir kommen in Ihre Institution.
Gewaltberatung
Männer, Frauen, junge Erwachsene, Kinder und Jugendliche werden gewalttätig. Jungen und Männer sind in Bezug auf gewalttätiges Verhalten deutlich überrepräsentiert (1). Dennoch wird auch die Gewalttätigkeit von Mädchen und Frauen in der Gesellschaft zunehmend als solche wahr- und in den Blick genommen.
Unsere Jungen- und Männerberatung Ostfriesland (JuMBO) bietet in diesem Zusammenhang „Gewaltberatung“ an. Auch gewalttätige Frauen und Mädchen werden durch ausgebildete Gewaltberaterinnen aus anderen Teams unterstützt.
Methodisch orientiert sich die Gewaltberatung an den Grundlagen der Gewaltberatung nach Oelemann/Lempert (2) wie auch dementsprechend weiterentwickelte Formen (3). Wir arbeiten als männliche und weibliche Fachkräfte mit gewalttätigen und gewaltbereiten Jugendlichen und Männern/Frauen. In der Arbeit begegnen wir unserem Gegenüber als Rollenmodell. Die Klient*innen werden in der Gewaltberatung darin unterstützt, ihrer Gewalttätigkeit zu begegnen und alternative Handlungsmuster zu erarbeiten und umzusetzen.
Ein Kern des beraterischen Ansatzes ist dabei die Annahme, dass Gewalttaten gerade dann entstehen können, wenn der Täter/die Täterin keinen angemessenen Zugang zur eigenen Gefühlswelt hat. In der Beratung wird hierfür ein unterstützender Raum der Auseinandersetzung geschaffen. Zudem gehen wir davon aus, dass gewalttätige Handlungen nur dann ausgeübt werden können, wenn zum Gegenüber kein Kontakt (4) (mehr) besteht, Kontakt und Kommunikation sind entsprechend elementare Bausteine der Gewaltberatung.
Des Weiteren liegt ein Schwerpunkt der Beratung darauf, das Gegenüber hinsichtlich eigener Befindlichkeiten zu sensibilisieren und es zu befähigen, diese zu erkennen und zu kommunizieren. Hierbei bildet eine empathische Begleitung des Klienten innerhalb der Beratung einen wesentlichen Bestandteil. Durch die Resonanz der Beraterin/des Beraters bekommt die Klientel die Möglichkeit, ihre Selbstwahrnehmung zu stärken. Gleichzeitig erfolgt eine Unterstützung, zugrunde liegende Gefühle im Selbst zu integrieren, anstatt sich oder andere beispielsweise abzuwerten und letztlich gewalttätig zu werden. Innerhalb der Beratung grenzen wir uns deutlich von den gewalttätigen Handlungen, nicht aber vom Klienten ab.
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(1) Bei 83 Prozent der im Jahr 2008 polizeilich registrierten Körperverletzungen, 87 Prozent der Morde, 99 Prozent der Vergewaltigungen sind Männer die Tatverdächtigen (BKA 2009).
(2) Handbuch der Gewaltberatung. Ole-Verlag. Männer gegen Männergewalt Hrsg. (September 2001). Endlich selbstbewusst und stark. Ole-Verlag. Lempert/Oelemann (Juli 2000)
(3) Lempert entwickelte die Phaemoberatung. www.lempert.eu
(4) Einführung in die integrative Therapie. Rahm, Otte, Bosse, Ruhe-Hollenbach. S.164f. Junfermann Verlag GmbH (1993)
Krisenintervention
Bei der Krisenintervention handelt es sich um eine kurzfristig eingesetzte Unterstützungsmöglichkeit beispielsweise in:
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akuten Krisensituationen
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zur Abwendung einer möglichen Kindeswohlgefährdung
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zur Entwicklung eines tragfähigen Kinderschutzkonzepts mit der Familie
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zur Analyse und Einschätzung der familiären Situation.
In einem festgelegten Zeitrahmen und Stundenkontingent werden Aufträge, die vom öffentlichen Träger der Jugendhilfe zu Beginn der Maßnahme benannt werden, bearbeitet. Hierzu wird ein umfassender Bericht angefertigt und gegebenenfalls weiterer Unterstützungsbedarf formuliert.
Soziale Gruppenarbeit
Die Mitarbeitenden des ambulanten Bereichs der IFI go! gGmbH bieten für Gruppen von Kindern und Jugendlichen mit einer Größe von vier bis zwölf Teilnehmende Soziale Gruppenarbeit an.
Innerhalb eines Gruppensettings werden Themen wie bspw. das Sozialverhalten und der Umgang mit Konflikten in den Blick genommen.
Selbsterfahrung innerhalb des Gruppenprozesses ist ein Kern der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen. Es wird über allgemein pädagogische sowie über kreative, sportliche und spielerische Elemente ein Rahmen geschaffen, in denen sich die Teilnehmenden selbst und andere erleben können. Hier wird ein neuer Erfahrungshorizont für die jungen Menschen eröffnet, der das Sozial- und Freizeitverhalten des Einzelnen positiv beeinflussen kann. So können auch Reintegrationsprozesse in bestehende Systeme (bspw. Klassen in Schulen) unterstützt werden.
Das Angebot wird individuell auf die Wünsche der Anfragenden und die Bedürfnisse der Gruppe angepasst. Ein fortlaufender Prozess über einen längeren Zeitraum (bspw. ein Schulhalbjahr) ist ratsam, um Erfahrungen und gemachte Fortschritte im geschützten Rahmen erproben und verfestigen zu können.
Adressaten der Sozialen Gruppenarbeit können Gruppen aus verschiedensten Settings, wie bspw. aus Schule oder Jugendarbeit sein.
Sozialpädagogische Familienhilfe
Dieses Angebot richtet sich an alle Familien, familienähnliche Lebensgemeinschaften und Alleinerziehende mit einem oder mehreren Kindern bzw. Jugendlichen, die sich in besonderen Krisen- und Konfliktsituationen befinden und Unterstützung zur Bewältigung ihrer Probleme benötigen.
In einem Erstgespräch gemeinsam mit der Familie und den Mitarbeitenden des Sozialen Dienstes der Jugendämter werden die Arbeitsaufträge besprochen und per Hilfeplanung festgelegt. Die wöchentliche Stundenzahl wird den Arbeitsaufträgen angepasst.
Die Sozialpädagogische Familienhilfe orientiert sich an der Lebenswirklichkeit der Familie und in erster Linie an dem Aspekt der „Hilfe zur Selbsthilfe“. Die Grundlage für methodisches Handeln bildet die systemische Sichtweise, in der der jeweilige Kontext eine bedeutsame Rolle spielt. Die pädagogische Arbeit findet vorwiegend in der vertrauten Umgebung der Familie statt.
Die Familienberaterinnen und -berater erleben den Alltag unmittelbar und bekommen daher einen Einblick in die familiären und persönlichen Verhältnisse und Prozesse.
Ein weiterer pädagogischer Aspekt ist die Vernetzung im Sozialraum. Die Familie wird nicht als ein isoliertes System betrachtet. Die Familienberaterinnen und Berater arbeiten daher nicht nur direkt in der Familie, sondern in Absprache und mit Einverständnis (Schweigepflichtsentbindung) der Klient*innen auch im Familienumfeld, wie z.B. Kindergarten, Schule, Nachbarschaft oder Arbeitsplatz. Eine möglichst ganzheitliche Sichtweise soll das Verständnis für Verhaltensweisen, Herausforderungen etc. ermöglichen und durch eine Ressourcenorientierung Lösungen erarbeitet werden.
Des Weiteren lernen die Familienmitglieder die Angebote der Städte und Gemeinden kennen und werden gegebenenfalls zur Kontaktaufnahme motiviert und/oder begleitet.